Ich starte mal mit einem Zitat von meinem Papa (vor ca. 2 Monaten) auf die Frage ob ich mir ein Tattoo stechen lassen soll, oder lieber nicht:
„…Wenn du natürlich in ein paar Monaten sagst: ‚Diese Reise ist das Wichtigste, was ich bis jetzt im Leben gemacht habe und sie hat mich geprägt, mein Weltbild verändert und meinen Horizont in alle Richtungen erweitert und ich möchte mir dieses Tattoo als Erinnerung dafür machen lassen‘ … dann ist das in Ordnung.“.
Und jetzt? Ich hatte gerade die 36 wundervollsten Tage auf Koh Phangan. Und mit wundervoll meine ich richtig geil. Wenn nicht sogar so gut, dass mich dieser Monat geprägt, mein Weltbild verändert und meinen Horizont in alle Richtungen erweitert hat (und daran sind sicherlich nicht nur die psilocybinhaltigen Mushroomshakes Schuld – aber mehr dazu weiter unten)
Nach 2 Stunden Fahrt mit der Fähre bin ich auf Koh Phangan gelandet. Der Plan für meinen voraussichtlich 2,5 wöchigen Aufenthalt war, in der Yogaschule „Samma Karuna“ als Volunteer zu arbeiten und im Gegenzug die Yoga-/Meditations- & Awakening healing Klassen besuchen zu dürfen.
Auf der Insel angekommen habe ich mich erst mal zu meinem Bungalow-Resort begeben. Anstatt meinen eigenen Bungalow für 400bht (~10,50€) /Nacht zu beziehen, habe ich spontan die günstigere Variante im Dorm genommen. 4 Betten in einem „concrete“ wovon aber nur max. 3 besetzt werden. Alles sehr einfach aber wenn wir uns ehrlich sind reicht ein Bett, ein Handtuch, ein Bad und ein Ventilator absolut aus.
Unser concrete hat eine Terrasse auf der ich oft sitze und während dem Arbeiten auf unseren kleinen Privatstrand schaue. Es ist zwar kein Postkarten-Strand aber für mich ein absoluter Traum hier meine Zeit zu verbringen.


Volunteering an einer Yoga Schule – und Motor-Bike Unfall.
Noch am selben Tag hab ich bei Samma Karuna (Yoga Schule) vorbei geschaut um mal hallo zu sagen. Zufällig gibt’s jeden Montag ein Community Dinner (und es war grad Montag) – also habe ich gleich alle Leute kennengelernt. Am nächsten Tag ging’s dann um 11 Uhr los. Die Schule vergrößert sich gerade und unser Job war es, die Bungalows herzurichten (streichen, putzen & co). 3 Stunden Arbeit am Tag. Eigentlich easy und fair aber wenn man so blöd ist und gleich am 3. Tag auf Koh Phangan wegen einem Straßenhund auf der Fahrbahn vom motorbike fliegt und dann aufgrund einiger Schürfwunden kein Yoga machen kann ist die Arbeit à la „Bad putzen ohne Wasser“ doch nicht so nice. Also habe ich nach 3 Tagen Volunteering wieder aufgehört und angefangen mein Leben endlich mal richtig zu genießen. Nur zu Weihnachten habe ich dann doch nochmal dort vorbei geschaut und ein köstliches Weihnachtsdinner genossen.


Aber jetzt geht’s so richtig los:
Zurück im concrete: neue Zimmerbewohner. 2 Holländer in meinem Alter – ich liebe dutch. Steht auf meiner „Sprachen-die-ich-lernen-will-Liste“ ganz oben. Von nun an beginnen die Wochen der Chillerei was nicht nur daran liegt, dass Holländer allgemein meistens gechillt sind, sondern weil ich seit langem in meinem Leben (fast) keine Verpflichtungen habe und einfach von Sekunde zu Sekunde lebe. Ausschlafen oder Wecker stellen, 1x am Tag essen oder 4x, im Meer schwimmen oder auf auf der Terrasse chillen, mit dem motorbike die Insel erkunden oder zu Fuß am Strand spazieren…


„Come to the dark side – we have drugs“ – Fullmoon Party.
Koh Phangan teilt sich inoffiziell in 2 Teile: den Yoga, mindfulness, gesundes Essen, spirituellen -Teil und den Party, Drogen, Nightlife -Teil.
So kam es also, dass ich auf die dunkle Seite der Insel gewechselt bin und mich in die Klauen der fullmoon Party begeben habe. Fullmoon Party gibt’s (wie der Name schon sagt) immer am Vollmond. Dieses mal zufällig an Weihnachten (25.12.15). Das Trinkverhalten ist vermutlich Vergleichbar mit dem ach so bekannten Ballermann. Man bestellt sich die Getränke nicht wie normale Menschen, sondern wie durstige Partypeople: in Kübeln. 1 Kübel = zb. 1 Flasche Rum + 1 Flasche Cola + 2 Redbullshots + 5 überdimensionale Strohhalme = 10€
Mit dem Strohhalm in der Hand wanderte unsere 5-köpfige Gruppe in Richtung Strand. Hab ich erwähnt, dass man sich hier natürlich vorher mit fluoreszierender Farbe anmalt und dann mega nice leuchtet wenn man unter Schwarzlicht steht? Fotos gibt’s hier „leider“ nicht wirklich – weil man aus Sicherheitsgründen alles außer die notwendigsten Klamotten zuhause lässt. Aber ein etwas verwackeltes gibt es trotzdem.

Die vorher erwähnten Drogen haben wir auf der fullmoon Party natürlich nicht konsumiert – wäre vermutlich nicht all zu eine gute Idee in einer riesigen Menschenmasse abzutriften. Aber: es gibt hier tatsächlich Magic-Mushroom-Shakes, Weed und ich weiß nicht was vermutlich noch alles (Opium?)…obwohl in Thailand offiziell verboten. Wie dieses Schild aber vermuten lässt, gibt es da wohl einige Abkommen mit der Polizei.
Work & Travel
Nach 1-2 Wochen in diesem Bungalow Resort hab ich hin und wieder geholfen die Bungalows nach dem Check-out wieder herzurichten (housekeeping) und durfte dafür gratis hier wohnen. Dann bin ich ziemlich schnell mal aufgestiegen gelegentlich an der „Rezeption“ zu sitzen. Bungalows und Bikes vermieten und den Leuten die abgefuckten Bungalows als „traditional thai style“ zu verkaufen – hat was.
Michael, der Besitzer des Resorts musste für ein paar Tage weg um seine 1,5 jährige Tochter aus dem Norden Thailands zu holen. What the fuck – er scheint mir zu vertrauen: Belinda, die neue Resort Managerin. Nebenbei noch auf seine etwa Ende 50-jährige, behinderte Schwester aufpassen (inkludiert füttern und Windeln wechseln. Einziger Vorteil dieser Arbeit: jetzt weiß ich immerhin schonmal, was ich mal definitiv nicht werden will).


Okey, genug von meinen Mini-Jobs und dem Resort.
Unser typischer Abend.
Die beiden Holländer sind zwischenzeitlich in einen Bungalow gezogen und dann in die ehemalige Bar des Resorts. Die „Sunset Bar“ auf einer Art Steg am Ufer also fast direkt über dem Wasser. Wir sitzen jeden Abend draußen und schauen uns die schönsten Sonnenuntergänge (oder wie wir es nennen: „Sky-color-change“) an. Danach chillen wir quasi outdoor (weil keine Wände) auf den Matratzen und meistens geht’s dann in die Top Rock Bar. Die beste Bar der Welt, sag ich euch! Dort chillen wir gemütlich mit cooler Aussicht, trinken Bier und iced-coffee und spielen Poker mit dem Thai-Staff. Und wer glaubt, dass das nach einem Monat fad wird, irrt sich. Wir haben uns mit den Leuten dort so angefreundet, dass wir sogar einmal dort übernachtet haben Sleepover at Top Rock – best place to fall asleep, best place to wake up.




Magic in the Shake.
Und besagte Top Rock Bar ist auch eine dieser Bars, die hin und wieder Mushrooms hat. Und weil wir ja schließlich nicht zum Spaß in Thailand sind, haben wir uns aufgeopfert und diese magischen Gewächse verkostet. In Form eines Banana-shakes. Nachdem Konsumieren dauert es 30-60 Minuten bis man etwas merkt. Wir waren insgesamt 5 Leute (2 Iren, 2 Holländer und ich) und ich war irgendwie die einzige, die eine anscheinend ausreichende Ladung psilocybin abbekommen hat. Während die 4 Burschen voller Energie versucht haben Fußball zu spielen, bin ich auf unserem Matrazenlager gelegen und habe meinen Trip genossen. Die kleinen Lichter in den Bambusrohren an der Decke haben sich in die Farbspektren geteilt, die Bambusrohre selbst hatten unglaublich spannende Strukturen die mir lustige Geschichten erzählt haben und die Energie der Decke hat sich mit meiner Energie verbunden – ein elastisches Band aus Energie. Jaja,…mehr Details auf Anfrage. Und nein, Mama&Papa…ihr habt in eurer Erziehung nichts falsch gemacht und mir geht’s (nach 4 Tagen Mushroom-Hangover wieder) gut.

Weg von den Drogen – hin zum Kunsthandwerk.
Die Holländer haben ein Bootswrack gefunden und sich zum Ziel gesetzt das wieder herzurichten. Ich habe fast jeden Tag mitgeholfen Bretter&Boot zu schleifen, Risse und Spalten zu spachteln und motivierende Musik aufzulegen. Leider ist es sich für mich nicht mehr ausgegangen das Boot auf See zu begleiten aber ich warte gespannt auf Fotos (und hoffe daweil, dass die beiden es noch schaffen bevor sie selbst fahren müssen).
Crazy island…fuck Visum!
Heute ist mein letzter Tag legal in Thailand und in 7 Stunden bin ich (wenn ich alle Flüge erwische) in Kambodscha. Die Entscheidung nach Kambodscha zu fahren kam relativ spontan – stand ja anfangs gar nicht auf meiner Liste. Aber das ist ja das schöne hier…man entscheidet einfach jeden Tag auf’s neue, wohin es geht.
Thank you crazy people for this incredible time!
Auf in’s nächste Abenteuer!
Ein Gedanke zu “DAY°54–90 – KOH PHANGAN”